Mord im Trüffelwald - Einen Brindlewood Bay Fall mit KI schreiben - Part 4/5

  • 📁︎  | 🕐︎  Februar 22, 2023 | ✎︎  Admin

Fazit

Schafft die KI es einen interessanten, lebhaften Fall zu erstellen??

Definitiv nein. Zumindest nicht alleine ohne diverses Zutun, Konkretisieren und Lenken der Ausgaben.

Das enttäuschendste an dem ganzen Prozess war das immer wieder verlorene Wissen der KI über Verdächtige, die mir einige Minuten vorher noch präsentiert wurden. Während es sich an anderen Stellen anfühlt, als würde ChatGPT den Chatverlauf kennen, indem es immer wieder Bezüge auf vorangegangene Themen macht, ist das doch verwunderlich. Eventuell hängt es mit der Komplexität und dem abstrakteren Szenario zusammen, mit dem ich ChatGPT konfrontiert habe, aber dass selbst die einfachsten Figuren vergessen wurden oder komplett widersprüchlich erstellt wurden, ist doch ein wenig ernüchternd.

Neben dem fehlenden Gesamtüberblick überzeugen aber auch die Ideen von ChatGPT nicht. Einige generierte Details, angefangen bei der allgemeinen Idee des Mordes im Trüffelwald, sind interessant und inspirierend aber rückblickend ist ein Großteil der vorgeschlagenen Verdächtigen nicht interessant, da sie entweder generische Stadt-NPC sind, die nicht schön in das Szenario passen (Doktor und Bürgermeister), oder sehr generische Motive ohne irgendeinen Twist haben, und auch niemand irgendwie großartig heraussticht.

Auch bei den Orten merkte man, dass ChatGPT ohne Hilfe nicht auf die Idee kam, die Szenen mit dem Fall zu verbinden.

Die Einleitung ist okay, aber mehr auch nicht. Die Eröffnungsfrage ist fragwürdig und alleine, dass Mr. Green, der "Machtmensch", ein guter alter Freund einer Kennerin sein soll, könnte schon Probleme bereiten.

Überraschend positiv, nach einigem Schubsen in die richtige Richtung, fand ich die Auswahl an interessanten Hinweisen. Die Abgrund-Hinweise haben allerdings wieder nicht allzu gut funktioniert, selbst mit mehrfachem "Prompten".

Im Ganzen wirkt der Fall okay. An einigen Stellen fehlt meines Erachtens der letzte Schliff, um den Fall rund zu machen. Und das war schon das Ergebnis nach diversen Kurskorrekturen, Nachbesserungen und teilweise Konkretisierungen, bei denen ich schon dachte, dass ich die KI zu sehr lenke.

Geht das besser?

Definitiv. "Prompten", also das Verbessern der eigenen Eingaben, kann viel dazu beitragen, bessere und interessantere Ergebnisse zu erhalten. Doch das war nicht der Sinn dieses Experiments. Denn wenn ich mehr Zeit damit verbringe, meine Eingaben immer weiter und weiter zu verbessern, um der KI noch die letzte coole Idee zu entlocken, fühlt es sich doch so an, als hätte ich meine Zeit verschwendet. Stattdessen hätte ich selbst kreativ werden können und den Fall mit eigenen Ideen schreiben können.

Was kann die KI besonders gut?

Das Highlight des Experiments war mein allererster Prompt: Der Titel des Abenteuers. Und dann gab es immer wieder Momente, in denen mich die KI mit interessanten Details überraschte. Die Teestube in der die beiden Liebhaber sich trafen, die mögliche Trüffelkrankheit des Trüffelsuchers oder der Schattenpark mit Statuen, die für den Trüffelsucher Bedeutung haben. All das sind schöne Ideen. Oft musste ich mich zurückhalten, die Ideen dann nicht gleich noch weiter zu spinnen und Fäden des Falles zusammenzuziehen.

Und nach einigem weiteren Probieren ist für mich persönlich klar, dass die Stärke von ChatGPT für mich in der Vorbereitung als Spielleitung, darin liegt, dass ich mir Inspirationen holen kann. Keine ausgeklügelten Fälle, mit komplexen Zusammenhängen, die die KI nicht zu verstehen scheint, sondern kleine Details zu speziellen Fragen, bei denen ich vielleicht gerade nicht weiterkommen. Und auch nicht, um diese Details 1 zu 1 zu übernehmen, sondern, um sich davon inspirieren zu lassen, Kreativitätsblockaden zu überwinden, und das weiterzuspinnen, das ChatGPT vorgibt.

In vielerlei Hinsicht, hat es mich daran erinnert, wie es ist mit jemand anderem Welten zu bauen. Die Ideen des Anderen zu nehmen und weiter zu denken. Und einander mit Ideen auszuhelfen, wenn einem selbst nichts mehr zu einem Thema einfällt, über das schon seit Tagen nachgedacht wird. Einfach einen Anstoß zu haben, der einem hilft, neue Ideen zu finden. Nur, dass ChatGPT eben kein Mensch ist. Aber zumindest eine Alternative, falls man gerade niemand anderen hat, um seine Ideen mitzuspinnen.

Ist das Abenteuer gut?

Das wird wohl erst ein Playtest zeigen. Auch wenn es mich in den Fingern juckt, das Abenteuer weiter zu verbessern oder meinen Vorstellungen anzupassen, so will ich dem "reinen" KI-Abenteuer zunächst eine Chance geben. Anneliese, Ingret und Edith aus dem kleinen beschaulichen Norddeutschen Bründeldeich dürfen sich demnächst (genauer Zeitpunkt momentan noch unbestimmt) dem toten Trüffelsucher stellen. Und dann werde ich mich nocheinmal melden und berichten, ob es nicht doch ein abgerundetes Abenteuer ist, oder wo es seine Macken und Tücken hat.

(Das untenstehende Cover für das Abenteuer wurde übrigend passenderweise auch von einer KI generiert)

3 alte Damen im Wald mit einem Korb Trüffel (KI-generiert)

Brindlewood Bay Abenteuer Technik


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